Ältester Medizinpreis Deutschlands verliehen

Vier junge Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sind am 12. Februar im Beisein von Senatorin Katharina Fegebank, Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, mit dem Dr. Martini-Preis 2018 ausgezeichnet worden. Der erste Preis geht an Dr. Dr. Jan Broder Engler, dessen Forschung sich mit der Frage beschäftigt, warum Schwangerschaft Schutz vor Autoimmunität vermittelt. Seine Erkenntnisse können bedeutsame neue therapeutische Ansätze bei Autoimmunerkrankungen liefern. Den zweiten Preis teilen sich Dr. Anne Rechtien für ihre Arbeit zur frühen Einschätzung der Wirksamkeit eines neuen Ebola-Impfstoffs sowie Priv.-Doz. Dr. Matthias Reeh und Dr. Tarik Ghadban für ihre neu entwickelte Tumorklassifikation, welche bei Patienten mit Speiseröhren-krebs bereits vor der Operation wichtige Informationen für die Prognose und Folgetherapie liefert.

„Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hat eine besondere Kompetenz in der Neuroimmunologie, der Entzündungsforschung und der Onkologie. Das wird durch die diesjährigen Dr. Martini-Preise erneut eindrucksvoll unterstrichen. Die Preisträgerin und die Preisträger haben wichtige Bei-träge zum Verständnis von Multiple Sklerose, zur Impfung gegen Ebola und zur Klassifizierung von Speiseröhrenkrebs geliefert. Exzellente Grundlagenforschung nah am Menschen – ich gratuliere den Geehrten sehr herzlich!“, sagt Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung.
„Die Würde des ältesten Medizinpreises Deutschlands wird durch die Historie und die Qualität der Preisarbeiten gewährleistet. Auch dieses Jahr lagen dem Kuratorium wieder zahlreiche sehr gute Beiträge vor, die ausgezeichneten Arbeiten überzeugten uns besonders durch ihre Exzellenz und ihren innovativen Ansatz. Dank der großzügigen Unterstützung der Hamburgischen Stiftung für Wis-senschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve ist der Preis, seiner Würde entsprechend, ausreichend dotiert. Wir möchten der Spenderin Frau Eva-Maria Greve ausdrücklich dafür danken“, sagt Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, Vorsitzender des Kuratoriums der Dr. Martini-Stiftung und Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE.

Schutz vor Autoimmunkrankheiten während der Schwangerschaft
In Autoimmunkrankheiten beginnt das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe zu attackieren – die immunologische Toleranz geht verloren. Immunologische Toleranz ist auch bei der Schwangerschaft in plazentaren Säugern, wie dem Menschen, lebensnotwendig: Der zur Hälfte mit väterlichen Genen ausgestattete Fetus muss im Mutterleib vor dem Zugriff des mütterlichen
Immunsystems geschützt werden. Interessanterweise kommt es während einer Schwangerschaft auch zu einer deutlichen Besserung zahlreicher Autoimmunkrankheiten, darunter auch der Multiplen Sklerose (MS). Die Studie von Dr. Dr. Jan Broder Engler, Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose (INIMS), untersucht die zellulären und molekularen Mechanismen, die diesem Schutz während der Schwangerschaft zu Grunde liegen. Er konnte zeigen, dass ein Rezeptor auf TZellen eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung des Schwangerschaftshormons Progesteron und der Aufrechterhaltung der Toleranz spielt. Die beteiligten Wissenschaftler sind zuversichtlich, diese Erkenntnisse im Kontext der Schwangerschaft auch für neue therapeutische Ansätze bei Autoimmunerkrankungen nutzen zu können.

Ebola-Impfstoff: Vorhersage der Wirksamkeit bereits durch frühe Immunantwort möglich
Die Wirksamkeit neuer Impfstoffe vorhersagen zu können, ist eine große Herausforderung in der Impfstoff-Entwicklung. DZIF-Wissenschaftlerin Dr. Anne Rechtien, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, maß nach Impfung mit dem Ebola-Impfstoff rVSV-ZEBOV mithilfe eines Hochdurchsatzverfahrens Immunmarker im Blut von Probanden. Sie konnte mit diesem system-vakzinologischen Ansatz eine Signatur aus fünf frühen, angeborenen Immunmarkern identifizieren, die mit der Höhe der Antikörperantwort vier Wochen nach der Impfung korrelierte. Unter diesen Immunmarkern ist besonders das IP-10 (Interferon-gamma induced protein 10) von Interesse. Mit diesem Eiweiß ist es erstmals gelungen, einen löslichen Immunmarker zu finden, der schon früh nach der Impfung hochreguliert wird, mit der Höhe der späteren Antikörperantwort in Beziehung steht und sich schnell nachweisen lässt. Neben dem Einsatz bei der Ebola-Impfung liefern die Ergebnisse der Studie grundsätzliche Erkenntnisse für die Entwicklung weiterer Notfall-Impfstoffe im Falle neu auftretender Krankheitserreger, so die Wissenschaftlerin.

Speiseröhrenkrebs: Neue Tumorklassifikation zur Erweiterung der Diagnostik und Therapieentscheidung
Bösartige Tumore der Speiseröhre zählen zu den aggressivsten Krebserkrankungen des Menschen. Zur Therapie stehen aktuell die Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie zur Verfügung. Grundlage
zur Festlegung einer Therapie (alleinige Operation oder Kombination mit Chemo- oder Strahlentherapie) ist bisher die Tumorgröße und eventueller Tumorbefall von Lymphknoten. Aus Studien ist
jedoch bekannt, dass auch andere Faktoren, wie z.B. Mikrometastasen im Knochenmark oder durch den Tumor bedingte Entzündungen, relevant für die individuelle Prognose von Patienten mit Speiseröhrenkrebs sind. Die Chirurgen Priv.-Doz. Dr. Matthias Reeh und Dr. Tarik Ghadban, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, entwickelten daher eine neuartige Tumorklassifikation (Hamburg-Glasgow-Klassifikation) unter Einschluss von Mikrometastasen und systemischer Entzündung. Sie kann zukünftig in Ergänzung zu der anerkannten Standardklassifikation eine spezifischere Prognose und eine auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Therapieentscheidung ermöglichen.

Über die Dr. Martini-Stiftung
Die Dr. Martini-Stiftung wurde 1880 von Freunden und Kollegen des im gleichen Jahr verstorbenen Chirurgen Dr. Erich Martini ins Leben gerufen. Der Preis der Stiftung – Deutschlands ältester Medizinpreis – wird seit 1883 alljährlich am 12. Februar, dem Todestag Dr. Erich Martinis, an Hamburger Ärztinnen und Ärzte für die beste in Hamburg angefertigte Arbeit aus der klinischen Forschung verliehen. Der Preis ist von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve dotiert. Die Dotierung von insgesamt 10.000 Euro verteilt sich in diesem Jahr auf einen ersten (5.000 Euro) und einen geteilten zweiten Platz (jeweils 2.500 Euro).

Quelle: Pressemitteilung UKE

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