Großer Erfolg für das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE): Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen neuen Sonderforschungsbereich zur Leberforschung bewilligt.
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert interdisziplinäres Großprojekt mit 13 Millionen Euro
In dem neuen SFB 1700 geht es um die Regulierung von Immunantworten in der Leber, die maßgeblich für die Gesundheit des gesamten Organismus ist. Die DFG fördert den neuen Forschungsschwerpunkt, an dem auch Wissenschaftler:innen der Universität Hamburg sowie aus München, Berlin und Kiel beteiligt sind, in den kommenden vier Jahren mit 13 Millionen Euro.
Der SFB 1700 „Immunregulation in der Leber: von Homöostase zur Krankheit“ wird geleitet von Prof. Dr. Christoph Schramm, I. Medizinische Klinik und Poliklinik des UKE sowie Wissenschaftlicher Leiter des Martin Zeitz Centrum für Seltene Erkrankungen, und Prof. Dr. Maura Dandri, Universitätsprofessorin für Virushepatitis in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE.
„Die Bewilligung eines DGF-Sonderforschungsbereichs ist immer ein großer Erfolg und stellt einen bedeutenden Meilenstein dar. Die Exzellenzuniversität Hamburg und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zeigen damit ihre gemeinsame, herausragende Leistung im Bereich der Leberforschung. Diese Förderung unterstreicht unsere Spitzenforschung zu globalen Herausforderungen und unser wissenschaftliches Engagement für die Gesellschaft. Herzlichen Glückwunsch an die Beteiligten! Sie stärken mit ihrer exzellenten Arbeit den Wissenschaftsstandort Hamburg“, sagt Prof. Dr. Hauke Heekeren, Präsident der Universität Hamburg.
„Wir freuen uns sehr über den neuen Sonderforschungsbereich, mit dem die seit vielen Jahren sehr sichtbare Leberforschung am UKE in die Zukunft geführt wird. Der neue SFB 1700 bezieht gleichermaßen Grundlagenforschung und klinische Forschung ein und deckt damit die in der Universitätsmedizin gewünschte größtmögliche Vielfalt in der Betrachtungsweise von Krankheiten ab. Wir gratulieren Frau Prof. Dandri und Herrn Prof. Schramm zu dem außergewöhnlichen Erfolg“, sagt Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Dekanin der Medizinischen Fakultät und UKE-Vorstandsmitglied.
Lebererkrankungen sind weit verbreitet und belasten das Gesundheitssystem
„Leber- und Gallenerkrankungen sind aktuell die zweithäufigste Ursache für Invalidität und Arbeitsunfähigkeit in Europa, was eine erhebliche Krankheitslast für die Patient:innen und eine große wirtschaftliche Belastung für die Gesundheitssysteme und die Gesellschaft darstellt“, erläutert SFB-Sprecher Prof. Schramm. Die Aufrechterhaltung eines gesunden Gewebezustands durch das Immunsystem stellt in der Leber eine besondere Herausforderung dar, weil eine Vielzahl fremder Substanzen, sogenannter Antigene, aus dem Stoffwechsel der Leber sowie Signale aus der Nahrung und von Mikroorganismen des Darms über die Pfortader und die Schleimhautoberfläche der Gallenwege in die Leber gelangen. Da eine aggressive Immunreaktion auf all diese Antigene schwere Gewebeschäden verursachen würde, hat die Leber wirksame Mechanismen zur Kontrolle der Entzündung und zur Herbeiführung von Immuntoleranz entwickelt. Diese Immuntoleranz könnte jedoch dazu führen, dass Krebszellen und Viren besser überleben, da sie vom Immunsystem nicht mehr rechtzeitig erkannt und eliminiert werden.
„Die zentrale Hypothese des SFB 1700 ist, dass die Regulierung von Immunantworten eine Schlüsselfunktion der Leber darstellt, die die Gesundheit des gesamten Organismus bestimmt. Wir gehen davon aus, dass eine fehlerhafte Orchestrierung der zellulären Interaktion und Signalübertragung in der Leber entweder zu immunvermittelten Entzündungen und Autoimmunerkrankungen oder zu anhaltenden Infektionen und Krebs führen kann“, sagt Prof. Dandri, Co-Sprecherin des neuen SFB. Das Verständnis der Mechanismen der Immunregulation in der Leber, die die Entwicklung von Toleranz oder Immunaktivierung bestimmen, wird die Grundlage für gezielte Therapien zur Modulation der Immunreaktionen in der Leber und zur Heilung dieser stark belastenden Leber- und Gallenerkrankungen bilden. Das neue Konsortium, dessen vierjährige Förderung zum 1. April 2025 beginnt, wird klinisch tätige Wissenschaftler:innen, Grundlagenwissenschaftler:innen und Bioinformatiker:innen des UKE, der Universität Hamburg sowie des Max Delbrück Centrum Berlin, der Technischen Universität München und der Christian-Albrechts-Universität Kiel zusammenbringen. „Auf diese Weise werden wir ein interdisziplinäres und synergetisches Umfeld schaffen, indem wir die neuesten ,Omics‘- und Bildgebungstechnologien mit hepatologischem Fachwissen kombinieren, das durch unsere großen und gut charakterisierten Patient:innenkohorten, von Forscher:innen initiierte klinische Studien und die große Anzahl humaner Bioproben, die wir in unserer Biobank sammeln, genährt wird“, bilanziert Prof. Schramm.
Leberforschung am UKE seit vielen Jahren erfolgreich
Sonderforschungsbereiche sind langfristige, interdisziplinäre Forschungskooperationen, die über maximal zwölf Jahre und drei Phasen gefördert werden. Die DFG unterstützt so exzellente und umfassende kollaborative Vorhaben in der Grundlagenforschung. Bis Mitte 2022 wurde am UKE bereits der SFB 841 „Leberentzündung: Infektion, Immunregulation und Konsequenzen“ zwölf Jahre gefördert. Darin arbeiteten Wissenschaftler:innen an der Entschlüsselung des Wechselspiels zwischen Leberschädigung, Entzündung und Reparatur mit dem Ziel, neue Ansatzpunkte für die Diagnostik und Therapie von entzündlichen Lebererkrankungen zu entwickeln. Außerdem wird am UKE das Europäische Netzwerk seltene Lebererkrankungen (ERN Rare-Liver) von Wissenschaftler:innen der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik gesteuert.
Quelle: www.uke.de