Mehr Beratung und eine schnellere Termin-Vermittlung: Mit dem Arztruf unter der Telefonnummer 116 117 wollen die Kassenärzte erreichen, dass weniger Patienten in die Notaufnahmen der Krankenhäuser kommen. Offenbar wird der Vorstoß in Hamburg gut angenommen. Die Zahl der Anrufe steige seit der Einführung der Nummer im Mai stetig an, lobte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Mittwoch.
Arztruf wird Bundesgesetz
Bei einem Besuch der Notfallpraxis Farmsen lobte die Gesundheitssenatorin am Mittwoch das Bundesgesetz, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebracht hat: Das sogenannte Termin-, Service- und Versorgungsgesetz, das ab 1.April 2019 in Kraft treten soll, sieht unter anderem vor, dass Hausärzte sowie bestimmte Fachärzte ihre Sprechstunden von 20 auf 25 Stunden ausweiten müssen.
Trotz des Erfolges räumte Prüfer-Storcks ein, dass die bundesweit gleiche Telefonnummer 116 117 noch bekannter in Hamburg werden muss. Es sei schwierig, die Gewohnheiten von Patienten zu ändern. Auch einen Rückschlag sprach die Gesundheitssenatorin an: Eine Notfallpraxis der Kassenärzte an der Asklepios-Klinik Harburg, die extra eingerichtet worden sei, werde weniger genutzt als erwartet.
Zuschüsse für ambulante Notfall-Praxen
Die ambulanten Notfall-Angebote bringen den Hamburger Kassenärzten übrigens Zuschüsse ein: Jede der drei Notfall-Praxen in Farmsen, Altona und Harburg benötigt einen jährlichen Zuschuss von einer Million Euro, der fahrende Bereitschaftsdienst kostet sechs Millionen Euro jährlich.
Einen ärztlichen Bereitschaftsdienst der Kassenärzte gab es schon vor Einführung des Arztrufes Hamburg – ebenso wie die Notfallpraxen. Neu an diesem Angebot ist, dass der Service seit Mai deutlich ausgeweitet wurde – beispielsweise um die telefonische Rund-um-die-Uhr-Beratung durch einen Arzt. Er entscheidet, ob der Patient in dringenden Fällen sofort ins Krankenhaus muss oder ob er einen Kollegen vom Notdienst bei ihm vorbeischickt. Bei Beschwerden, die nicht gleich behandelt werden müssen, kann sich der neue Arztruf auch um einen Termin in einer Praxis für die kommenden Tage kümmern. Das Angebot soll die bestehenden Notfallpraxen in Farmsen und St. Pauli ergänzen und jene Patienten, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, in die Arztpraxen lotsen.
Nur echte Notfälle ins Krankenhaus
Organisiert wird der neue Service von der Kassenärztlichen Vereinigung. Sie will damit erreichen, dass Patienten nur noch bei echten Notfällen umgehend ins Krankenhaus gehen. So sollen die Notaufnahmen, die seit Jahren auch durch Bagatell-Fälle überlastet sind, entlastet werden. Grundlage für das neue Angebot ist eine Studie des Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), nach der viele Hamburger eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung erwarten und eher schlechte Erfahrungen mit Arzt-Praxen gemacht haben.
Quelle mit Video: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Notfallnummer-wird-in-Hamburg-immer-bekannter-,notfallversorgung106.html