Großer Schritt für die Akademisierung des Hebammenberufs: Der erste Jahrgang des neuen dualen, hochschulübergreifenden Studiengangs Hebammenwissenschaft in Hamburg hat seinen Abschluss gemacht.
Am 29. Februar fand die offizielle Abschlussfeier statt, die vom UKE Alumni-Verein auch finanziell unterstützt wurde. Insgesamt haben 48 Studentinnen ihren Bachelor of Science in dem von der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg gemeinsam angebotenen Studiengang erworben. Der im Wintersemester 2020/2021 gestartete Studiengang kombiniert wissenschaftliche und berufspraktische Ausbildungsangebote strukturell und inhaltlich miteinander und ermöglicht in sieben Semestern eine akademische Berufsqualifizierung auf der Basis neuester Erkenntnisse aus der Forschung.
„Der neue Studiengang Hebammenwissenschaft vereint alle Stärken, die den Wissenschaftsstandort Hamburg ausmachen: Interdisziplinarität. Vernetzung. Praxisnähe. Ich freue mich sehr, dass wir in Hamburg einen der deutschlandweit ersten und größten Hebammenstudiengänge nach einem hochschulübergreifenden Modell anbieten können. Ein echtes Erfolgsprojekt von UKE und HAW trägt mit der ersten Kohorte nun Früchte. Ich gratuliere den Absolventinnen sehr herzlich zu ihrem Abschluss!“, sagt Staatsrätin Dr. Eva Gümbel, Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke.
„Wir gratulieren allen Absolventinnen des ersten Jahrgangs unseres dualen, hochschulübergreifenden Studiengangs Hebammenwissenschaft herzlich zu ihrem Abschluss Bachelor of Science und freuen uns ganz besonders, dass acht Absolventinnen künftig das Hebammen-Team des UKE unterstützen werden. Gemeinsam mit der HAW Hamburg haben wir gezeigt, wie man diesen neuen Studiengang erfolgreich einführt und etabliert – und das obwohl der erste Jahrgang wegen der Corona-Pandemie zunächst nur digital gestartet ist. Wir haben es durch die Akademisierung der Hebammenausbildung geschafft, diesen verantwortungsvollen Beruf aufzuwerten. Der Studiengang, der wissenschaftliche und praktische Inhalte sehr eng miteinander verknüpft, wird mit Begeisterung angenommen. Das zeigen uns nicht zuletzt die konstant hohen Zahlen der Bewerber:innen“, sagt Prof. Dr. Dr. Andreas H. Guse, Prodekan für Lehre der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am UKE.
„Wir freuen uns gemeinsam mit den ersten Bachelor-Absolventinnen über ihren erfolgreichen Abschluss des dualen Studiengangs der Hebammenwissenschaft“, sagt Prof. Dr. Ute Lohrentz, Präsidentin der HAW Hamburg. „Die künftigen Hebammen sind bestens auf ihre verantwortungsvollen Aufgaben vorbereitet, die an der Familienplanung ansetzen und sich weit über die Schwangerschaft und Geburt hinaus bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes erstrecken. Bis zur vom Wissenschaftsrat empfohlenen flächendeckenden Vollakademisierung der Hebammen ist noch einiges zu tun. Als HAW Hamburg und UKE sind wir hier gemeinsam auf einem guten Weg – und verabschieden nun den ersten Jahrgang wissenschaftlich geschulter Hebammen, die als reflektierte Praktikerinnen den gestiegenen Anforderungen ihres Berufsfelds gerecht werden können.“
Ablauf des dualen Studiengangs Hebammenwissenschaft
Die wissenschaftliche Ausbildung zur Hebamme findet an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg am UKE und der HAW Hamburg statt. Das Studienkonzept umfasst die Familienplanung bis zum ersten Lebensjahr des Kindes, berücksichtigt forschungsbezogene Erfahrungen und Praxiserkenntnisse sowie Best-Practice-Modelle aus dem In- und Ausland. Für die Durchführung des berufspraktischen Teils des Studiengangs sind die Verantwortlichen Praxiseinrichtungen (VPE), das Evangelische Amalie Sieveking Krankenhaus, das Marienkrankenhaus und das UKE, zuständig. Der berufspraktische Teil umfasst knapp die Hälfte der Studienzeit. Die VPE schließen für die gesamte Dauer des Studiums einen Vertrag mit den Studierenden und kooperieren jeweils mit weiteren Kliniken in Hamburg und im Umland, mit freiberuflichen Hebammen sowie hebammengeleiteten Einrichtungen wie zum Beispiel einem Geburtshaus. Das UKE ist die einzige universitäre Praxiseinrichtung mit einer direkten Anbindung an die Medizinische Fakultät. Sie betreut in jedem Semester 45 Studierende, davon sind bis zu acht Studierende direkt im Universitären Perinatalzentrum des UKE im Einsatz. Pro Jahr gibt es insgesamt 60 Plätze für Studienanfänger:innen. Derzeit sind insgesamt rund 230 Studierende für den Studiengang Hebammenwissenschaften eingeschrieben.
Bewerbungsprozess für den dualen Studiengang Hebammenwissenschaft
Zugangsvoraussetzung für das Studium ist eine zwölfjährige allgemeine Schulausbildung oder der Abschluss einer erfolgreich absolvierten Berufsausbildung im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege. Studieninteressierte müssen an einem Bewerbungsprozess teilnehmen. Zunächst müssen sie sich für das gemeinsame Auswahlverfahren der VPE anmelden. Dies ist für das kommende Wintersemester 2024/25 vom 4. März bis 2. April unter http://www.auswahltestzentrale.de/hebammen/ möglich. Die besten 150 registrierten Studieninteressierten werden dann zu einem schriftlichen Test (HAM-Mid) eingeladen und noch am gleichen Tag interviewt. Tests und Interviews finden diesmal vom 3. bis 5. Juni voraussichtlich im UKE statt. Die ausgewählten Interessenten können sich im Anschluss um einen Studienplatz bewerben. Der Versand der Zulassungsbescheide erfolgt voraussichtlich im August.
Hintergrund und Finanzierung
Die Überführung der Hebammenausbildung von Berufsfachschulen an die Hochschulen hatten das Europäische Parlament und der Europäische Rat im November 2013 für alle Mitgliedsstaaten verbindlich vorgegeben. Zur Umsetzung der EU-Richtlinie in deutsches Recht hat der Bundesrat 2019 dem Gesetz zur Reform der Hebammenausbildung zugestimmt. Das Gesetz sieht die Einführung eines dualen Studiums und eine Vergütung für Studierende vor. Die letzten an Hamburger Berufsfachschulen ausgebildeten Hebammen haben 2022 ihren Abschluss gemacht.
Die Finanzierung der neuen Hebammenstudiengänge erfolgt bundesweit nach einem dualen Finanzierungsmodell: Die Kosten für den berufspraktischen Teil und die Vergütung der Studierenden werden von den Kostenträgern nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz, also vor allem durch die gesetzliche und die private Krankenversicherung, übernommen. Die Kosten, die an den Hochschulen anfallen, tragen die Länder. Für den Hamburger Studiengang fallen im Regelbetrieb 3,75 Millionen Euro jährlich an. Diese werden von der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke getragen. Die Entwicklung des Studiengangs hat 250.000 Euro gekostet. Davon hat die damalige Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz 85.000 Euro übernommen. Für den neuen Studiengang sind acht neue Professuren eingerichtet worden: sechs an der HAW Hamburg und zwei am UKE. Im UKE hat Prof. Dr. Birgit-Christiane Zyriax die Professur für Versorgungsforschung und Prävention und Prof. Dr. Diemert die Professur für Geburtshilfe und Pränatalmedizin übernommen; Studiengangsleiterin ist Janne Schmittinger.
Quelle: www.uke.de